Laos: Same Same?

In Laos ticken die Uhren anders – wenn sie denn überhaupt ticken. Viele Uhren stehen nämlich einfach oder sie laufen, zeigen aber eine falsche Zeit an. Man macht sich hier nicht viel aus Zeit; oder aus Geld. 

Laoten brauchen nur zwei Dinge: Ein Moped und ein Smart Phone. Solange sie Benzin für das eine und High-Speed-Internet für das andere bezahlen können, würde kein Laot auch nur ein Fitzelchen mehr arbeiten als nötig. Alle schlafen in ihren Geschäften, sofern sie denn überhaupt dort anzutreffen sind. Macht aber nichts, denn in allen Geschäften gibt es das Gleiche: Waren des täglichen Bedarfs. Pro Einwohner ein Geschäft. 

Ich ahne, woher der asiatische Sprichwort kommt: „In Kambodscha pflanzen sie den Reis, in Vietnam verkaufen sie ihn und in Laos hören sie ihm beim wachsen zu.“ Die Gelassenheit hier – man könnte es auch ein wenig böse ‚Faulheit‘ nennen – springt sofort auf einen über. Alles läuft in halber Geschwindigkeit ab und mit deutscher Pünktlichkeit erreicht man hier rein gar nichts. Also wird man selbst ein wenig träge.

Weitere Unterschiede zu Deutschland werden beim Abendessen sichtbar. Wir wollen authentisches laotisches Essen, weshalb wir in ein Restaurant gehen, in dem weit und breit kein Tourist zu sehen ist. Das Restaurant stellt seine Authentizität auch gleich unter Beweis, als die Bedienung die Bestellung von zwei Bier nicht versteht, obwohl die einzige Marke hier „Beerlao“ heißt. 

Authentizität ist aber im Grunde auch egal, denn was laotische Küche sein soll, wissen die Laoten anscheinend selbst nicht so genau. Sie schaffen es, etwas zuzubereiten, das entfernt an eine vietnamesische Pho-Suppe erinnert. An die hygienischen Standards sollte man hier besser ebenfalls nicht allzu große Anforderungen stellen und so kippen wir unter Missachtung sämtlicher Empfehlungen weitere Eiswürfel aus dem Kübel auf unseren Tisch in unser Getränk. Nur Gott weiß, wo sie die hergeholt haben, aber warmes Bier ist leider gar nicht geil.

Schlussendlich werden wir noch Zeuge eines Wunders: Des Wunders der Geburt. Das vermutlich gar nicht so seltene Naturschauspiel ereignet sich keine 50 Zentimeter von meiner Suppenschüssel entfernt. Als die handtellergroße Spinne ihr zweieurostückgroßes Ei abwirft springt die K. längst von Stuhl zu Stuhl. Dass an der Decke über uns noch hunderte weitere Spinnen ihrem Tagesgeschäft nachgehen, behalte ich lieber für mich, solange sie sich nicht in unser Essen fallen lassen. Ich bleibe äußerlich cool, lasse aber weder die Spinne noch das Ei aus den Augen. 

Auch die Echse, die sich mittlerweile zu uns gesellt hat schaut interessiert zu. Obwohl das Reptil viermal so groß ist, wie ein gewöhnlicher Gecko mit dem man in Südostasien jeden Hostel-Dorm teilen muss, hat sie mich nur im ersten Moment irritiert, als ich sie noch für eine Schlange hielt. Es wird zunehmend schwerer, sich bei der ganzen wunderbaren Fauna noch auf das Essen zu konzentrieren. Nur zu gut, dass ich nicht weiß, welcher Teil der Fauna für meine Suppe ausgekocht wurde. Wo ist eigentlich die Echse?

Als dann tausende kleine Spinnenbabys das Licht der Welt erblicken, ordern wir die Rechnung. Für heute haben wir die Natur genug gewertschätzt.

Autor: BuzzT1985

Highwayman, sailor, dam builder, starship captain, lawyer, still alive

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