Es ist schon komisch. Da sind die K. und ich aufgebrochen, um auf eigene Faust die Welt zu erkunden und dann hat der Zufall uns am anderen Ende der Welt wieder aufeinandertreffen lassen. Und weil wir uns sehr gern haben und zudem den gleichen Weg, haben wir uns zusammengetan. Jetzt reisen wir schon fünf Wochen zusammen. Das ist nicht weiter schlimm, denn wir verstehen uns gut – wir kennen uns ja schließlich auch schon eine Ewigkeit. Wir reisen schon länger zusammen als wir jemals mit einem Partner zusammen gereist sind und vielleicht auch je hätten reisen können. Beinahe sind wir schon länger zusammen unterwegs, als wir jemals allein gereist sind. Es grenzt an ein verdammtes Wunder, dass wir uns nicht auf die Nerven gehen, denn mir fallen nur sehr wenige Leute ein, mit denen ich so eine 24/7 Aktion über Wochen und Monate durchziehen könnte.
Nun ist es sicherlich sehr hilfreich, dass sich unsere Wege jederzeit trennen können, denn wir haben uns nichts versprochen. Ausgestattet mit dieser Gelassenheit entscheiden wir uns jeden Tag dafür, weiter zusammen in die gleiche Richtung zu gehen.
Dazu kommt natürlich noch, dass das Reisen zu zweit sehr viel bequemer ist, als allein. Es ist ein ganz anderer Modus Operandi des Reisens: Man muss sich nur über halb so viele Sachen den Kopf zerbrechen, sich nur um halb so viele Sachen kümmern, man braucht nie alleine Essen, oder allein ein Bier in einer Bar trinken. Man kann sich auch gelegentlich ein Privatzimmer teilen, wenn einem das Dorm-Gewusel auf den Keks geht. Wir haben uns eine kleine gemütliche Komfortzone eingerichtet. Ist doch verrückt, denke ich: Erst vor wenigen Monaten habe ich noch größte Anstrengungen unternommen, um aus meiner Komfortzone auszubrechen und jetzt das. Was zum Teufel ist nur los mit mir?
Im Grunde ist das hier ein Pärchenurlaub – aber wir sind kein Pärchen und erst recht nicht sind wir mit dieser Vorstellung vom Reisen aufgebrochen.
Und so schwebt ein bisschen die Frage im Raum, ob uns hier nicht klammheimlich etwas entgeht, ja vielleicht sogar verloren geht. Zum Beispiel der rege Kontakt mit anderen Reisenden, die vielen neuen Leute oder auch ganz schlicht die Erfahrungen, die man nur allein machen kann: der ganze Selbstfindungskram und so; die Erfahrung, dass man auch allein in den unmöglichsten Situationen zurecht kommt. Ich habe das als bereichernd empfunden, als ich allein unterwegs war. Die K. hatte dieselben Erwartungen an die Reise und bislang noch weniger Gelegenheit, ihr Ding allein durchzuziehen.
Und so müssen wir uns früher oder später fragen, was wir hier eigentlich noch zusammen gewinnen können.