Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt, heißt es. Die beiden extremsten Zustände menschlichen Daseins scheinen über alle Regeln erhaben zu sein. Über nichts werden mehr Lieder gesungen, Bücher geschrieben und Filme gedreht. Es sind die bestimmenden Themen der Menschheit und hier in Phnom Penh, Kambodschas Hauptstadt, suchen sie mich beide heim.
Ein Unterschied zwischen Krieg und Liebe liegt darin, dass das Ende des Ersteren ein Grund zur Freude ist, während mit dem Ende von Letzterem das Drama erst in Fahrt kommt. In beiden Fällen bleibt ein Scherbenhaufen zurück.
Phnom Penh kann man nur als hochgradig unseriös bezeichnen und nicht wenige Backpacker, die ich getroffen habe, haben die Stadt gar als „Shithole“ bezeichnet.
Wer sich bislang nicht mit dem Khmer-Rouge-Regime befasst hat, muss dies spätestens in der Hauptstadt tun. Alle Sehenwürdigkeiten hier stehen in der „Liste der deprimierendsten Orte der Welt“ entweder direkt vor oder nach Ausschwitz. Kein Detail wird ausgespart. Es ist nur schwer zu ertragen. Man möchte das Wort „beispiellos“ verwenden, aber traurigerweise ist es das ja nicht.
Die Auseinandersetzung mit der Verwüstung und dem Genozid durch die Khmer-Rouge ist wahrlich schon verstörend genug. Aber in diesen Tagen werde ich zusätzlich noch von einer persönlichen Krise verstört.
Meine Beziehung hat die Reise nicht überlebt. Für sowas gibt es immer Gründe, aber immer ist es ein Desaster. Dass man die Tränen nicht zu Hause in sein eigenes Kopfkissen weinen kann, macht es keinesfalls besser.
Ich kann nur von Glück reden, dass die K. bei mir ist. Gibt es eigentlich eine Mastercard-Werbung mit Trennungssituation?
- Luxushotel in Phnom Pen: 32$
- Doppelter Scotch: 2$
- Pizzalieferservice ins Hotel: 25$
- Zigaretten (Original, nicht gefälscht): 1,25$
- Passion Fruit Mojoto: 3$
- geschätzte Person zum Reden, wenn man am Arsch der Welt ist: unbezahlbar.
Jaja, es gibt Dinge die kann man nicht kaufen.
Die K. ist es letztlich auch, die mich überredet, die restlichen Top-Schauplätze der Grausamkeit im Schnelldurchlauf abzufrühstücken, um am selben Tag noch den Zug raus aus dieser gottverlassenen Agglomeration des Elends zu erwischen.
Wir fahren ans Meer.